Samstag, Dezember 06, 2008

Finanzkrise: Verständnislose Profiteure (Sennett)?

"Die meisten dieser Leute verstanden die Finanzinstrumente nicht, mit denen sie hantiert haben, also ihre Werkzeuge. Sie folgten einfach einer Formel." (Richard Sennett in "Süddeutsche Zeitung Magazin" Nr. 49, 5.12.2008, S. 28).
Dass die "Finanz-Handwerker" ihre eigenen Kostrukte nicht verstanden haben, ist unwahrscheinlich. Es wurden gezielt Finanzinstrumente hergestellt (z.B. durch Mischung von subprime-Krediten mit anderen Formen zur Verbesserung des Ratings), um damit Geld zu machen. Was in bezug auf die Vorgehensweisen eines maßgeblichen Entscheiders einer der Schweizer Großbanken rekonstriert wurde, deutet eher darauf hin, dass er die Funktionsweise und auch die Risiken dieser Papiere verstanden hat - aber er hat damit seine speziellen Zwecke verfolgt. Es lag nicht am mangelnden Verständnis, sondern an der bewußten Inkaufnahme von Risiken. Auch die Prinzipien ihrer Tätigkeit - möglichst viel herausholen, solange es noch geht, unter dem Eingehen beträchtlicher Risiken und unter Zurückstellung anderer Aspekte sowie in der (wie sich nachträglich herausgestellt hat, auch nicht unrealistischen) Einschätzung, dass sich, wenn es nicht (mehr) klappt, schon andere Möglichkeiten auftun lassen - haben sie gut verstanden und erfolgreich umgesetzt. Der Gesamtzusammenhang und seine Auswirkungen auf lange Sicht hat sie wohl nicht sonderlich interessiert; es ging nicht um langfristige Sicherheit, sondern um das Herausholen von Profit, und das ist ziemlich lang gut gelaufen. Die Finanzinstrumente haben genau den Zweck, für den sie konstruiert wurden, erfüllt; Verständnis war für ihre Herstellung und effektive Anwendung Voraussetzung - und es hat sich lange als erfolgreich erwiesen.