Mittwoch, Februar 14, 2007

Generierung einer "Sprache" für existentelle Grenzsituationen als spezifische Leistung von Religion?

Religionen "sprechen auch über einen 'Skandal', der alle Menschen bewegt, obwohl keine Macht der Welt Schuld daran trägt: über Zeit und Vergänglichkeit, über ein Leiden, das aus der menschlichen Existenz selbst entsteht, aus Endlichkeit und Tod. Dafür haben die Weltreligionen eine Sprache gefunden, die durch keine andere ersetzt werden kann, erst recht nicht durch die Heilsversprechen der Ökonomie oder der Naturwissenschaften." (Thomas Assheuer in "Zeit" 8.2.2007).
Was hat diese "Sprache" inhaltlich zu bieten?
Im Christentum gibt es Fiktionen der drei möglichen jenseitigen/nachtodlichen Aufenthaltsorte und Existenzformen - davon sind zwei abschreckend.
In der konkreten Situation von Verlust eines Menschen, Trauer und Schmerz zeigt sich immer wieder, dass das Christentum nichts zu bieten hat außer den bekannten - häufig einfach repetierten - Formeln des Glaubens an ein Weiterleben oder die höhere Einsicht Gottes - und das ist für einen Menschen in dieser Lage zu wenig.
Diese "Sprache" bleibt formal und den selbst geschaffenen Kategorien verhaftet und lässt die Menschen in Wirklichkeit in einer existentiellen Situation allein; die tatsächlichen Fragen und das Theodizee-Problem vermag sie nicht zu lösen.

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