Sonntag, September 06, 2009

Krebs und Schreiben (Christoph Schlingensief, Jürgen Leinemann ...) - Verdikt "Bekenntnisliteratur"

Jemand beschreibt, was ihm durch seine Krankheit widerfährt - das wird als "Bekenntnisliteratur" abgetan ( siehe Michael Angele, freitag.de, 3.9.2009). Diese Vorgehensweise verzichtet auf eine Prüfung der Inhalte; sie ordnet einfach einer Sparte zu und "erledigt" damit die Texte.
Warum "Bekenntnis"?
Weil sich der Kranke zu seinem Krebs bekennt und ihn nicht verheimlicht? Und sich persönlich äußert? Weil er darlegt, wie es ihm in einigen Situationen geht? Was ist daran zu monieren - wäre das Gegenteil besser? Wäre Nicht-Kommunikation besser? Wäre Vereinzelung besser? Wäre sowohl für den einzelnen als für die Gesamtheit der Krebspatienten als auch die der Nichtbetroffenen oder für das Gesundheitswesen die Praktizierung einer angeblich im "Verzicht" (auf öffentliche Äußerung) liegenden "wahren Größe" vorteilhafter, erkenntnis- und handlungsförderlicher, weiterbringender?
Die mittelhochdeutsche Bedeutung von "bekennen" ist "erkennen" und "kennen". Das sind Voraussetzungen auch für ein "Bekenntnis" im gegenwärtigen Sprachgebrauch. Das heißt, jemand schreibt über etwas, das er kennt, und etwas, das er erkannt hat. Das ist nicht bei allen Autoren so. Was ist so schlecht an "Bekenntnis"? Formales?

Labels: