Sonntag, Juni 21, 2009

Durchlässigkeit vs. Allgemeinbildung (Annette Schavan) - Quantität ist nicht das Nonplusultra

"Die allgemeine Hochschulreife ist nicht das Nonplusultra. Es muss heute möglich sein, dass eine Erzieherin auch ohne Abitur Grundschullehrerin werden kann." (Schavan in focus.de, 20.6.2009).
Durchlässigkeit ist wünschenswert und soll ermöglicht werden, sie soll aber nicht auf Kosten der allgemeinen Bildung gehen im Sinne einer Erkaufung von Durchlässigkeit durch die Reduzierung von Bildung auf Qualifikation - was gegenwärtig im tertiären Bildungsbereich Tendenz ist.
Die Idee, dass jemand Kompetenzen erwerben soll, die über den unmittelbaren Berufsbezug hinausgehen und einen umfassenderen Blick auf die Welt, Distanz, Reflexion, Kritik und begründete eigene Positionierung ermöglichen, kann Vorteile enthalten für den Handelnden und die von seinen Handlungen Betroffenen - besonders in einem Bereich, in dem es um die Erziehung und Bildung von Menschen geht. Insofern ist die Abfolge von allgemeiner und daraufhin folgender berufsbezogener Bildung der bessere Weg - der in der Bildungspolitik aus äußeren Gründen, nicht aus der Sache immanenten und fachlichen Gründen zunehmend aufgegeben wird. Auch wenn man auf die Berufserfahrung einer Erzieherin, die allgemeinbildenden Anteile im folgenden Studium und den nicht-selektiven Charakter von Wissen hinweisen kann - hier geht es um etwas anderes: Intention ist eine Vergrößerung der Hochschulabsolventen-Zahlen; das sollte aber nicht gegenstandsadäquate Erwägungen ersetzen - eine bloße quantitative Ausdehnung ist zumindest ebenso wenig das Nonplusultra.

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