Freitag, Oktober 14, 2005

"Freiheit statt Macht" - situationsakkomodativer Konzeptwechsel bei Politikern

Politiker, die in ihren Positionen akkomodativ perfekt funktionert haben, entdecken in veränderter Situation den Wert der Freiheit - das Konzept wird funktional gewechselt. Dieser der neuen Situation angepasste Konzeptwechsel kann verschiedene Funktionen haben:
Verbrämung des (durch andere herbeigeführten) Machtverlusts;
Darstellung des Machtverlusts als Machtverzicht (aufgrund besserer Einsicht);
Aufrechterhaltung des Selbstkonzepts als autonom entscheidendes Subjekt.
Das Konzept, das eine der Grundlagen für das Handeln in einer bestimmten Phase war, wird (tatsächlich oder vorgeblich) ersetzt durch eines, das zu der neuen Situation passt. Es wird ein Konzept auf die neue Situation gesetzt, das das Weitermachen ermöglicht. Probleme werden (scheinbar) wegdefiniert; die alte Situation bleibt ebenso wie die neue legitimiert.
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt des Konzeptwechsels; er findet nicht während der Ausübung des politischen Amtes als freie Entscheidung statt, sondern in einer ungünstigen politischen Situation mit verschlechterten Aussichten.
Keine grundlegenden Probleme scheint es damit zu geben, dass innerhalb der politischen Karriere auch einmal der gegenläufige Konzeptwechsel - Macht statt Freiheit - erfogt sein muss. Das waren andere Zeiten und andere Verhältnisse.
Es kann eingewandt werden, dass veränderte Situationen veränderte Konzepte erfordern. Nur ist die Frage, ob das immer so ist und um welchen Umfang der Veränderung von Konzepten es geht. Ist damit Konzeptflux generell legitimiert? Wie ist es mit grundlegenden Orientierungen ("Freiheit")? Auch wenn man Konzepte nur als Instrumente zur Realitätsbewältigung definiert - sind sie nur situationsabhängig?