Mittwoch, Mai 10, 2006

Konfrontation mit dem Tod

In den USA wird eine Behandlung Verstorbener praktiziert, dass sie lebensnah oder wie schlafend wirken. Scheinbar beseitigt ist die Entferntheit, Unnahbarkeit, Nichterreichbarkeit des Toten. Es ist aber ein Überdecken und Überspielen (des Nicht-Mehr und Nie-Mehr), ein Ausweichen vor der Endgültigkeit, eine Verwischung der Tatsache des Todes, eine Verkleinerung und Verharmlosung, die eine Konfrontation und Auseinandersetzung mit einem grundlegenden Faktum umgeht, eine Art Vermeidungsstrategie.
Man kann einwenden: Die werden dann schon - und trotzdem - damit konfrontiert, was tatsächlich der Fall ist. Das werden sie - sie halten sich aber (oder versuchen es ) etwas offen.
Ähnlich ist es bei religiösen Todesauffassungen. Sie können eventuell eine Form von Trost bieten, auch eine spezifische Möglichkeit der Verarbeitung, zumindest des Umgangs und Zurechtkommens (die allerdings viele - und nicht von jedem teilbare - Voraussetzungen hat), umgehen aber andererseits die Härte des realen Vorgangs.
Man sollte den Anspruch haben (und an sich stellen), die Realität so zu sehen, wie sie ist.

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