Dienstag, Oktober 24, 2006

Münteferings Schichtenbereinigung oder: Die Rolle der Subjektivität in der Sozialtheorie

Auch die lästige Debatte um die "Unterschicht"-Problematik ist damit vom Tisch: Wenn keine Schichten, dann auch keine Unterschicht.
Oder umgekehrt: Weil es keine Unterschicht geben darf, ist es am besten, Schichten überhaupt zu negieren.
Außerdem besteht Wissenschaft hauptsächlich aus persönlichen Präferenzen und utilitaristischen Abwägungen: "Ich mag das Wort 'unter' nicht für Menschen. 'Schicht' auch nicht. 'Unterschicht' schon gar nicht. Ich teile unsere Gesellschaft nicht in Schichten auf. Das stigmatisiert die, die schwächer sind. Damit verdrängt man sie von Lebenschancen, schreibt sie ab, statt ihnen zu helfen durch Fördern und Fordern" (Müntefering, zit. n. "Zeit" 19.10.2006, S. 7).
Wenn das Erkenntnissubjekt Müntefering die Gesellschaft nicht in Schichten aufteilt ("Ich teile ..."), ist die Sache geritzt. Was soll da noch so etwas wie "Objektivität" von Befunden. Politik im wissenschaftlichen Zeitalter - mit der Unfähigkeit der Differenzierung zwischen Deskriptivität und Normativität.
Dass die Belegung mit dem Terminus zwangsläufig die von Müntefering angeführten Folgen haben muss, bleibt bloße Behauptung..

Mittwoch, Oktober 18, 2006

Sozialstrukturanalytiker Müntefering: Deutschland, deine Schichten

Ein renommierter vorwärtsgerichteter Stratifikationstheoretiker hat eine neue Erkenntnis präsentiert: "Es gibt keine Schichten in Deutschland" (Franz Müntefering, zit. n. SZ 17.10.2006).
Klassen hat es bekanntlich schon seit längerer Zeit nicht mehr zu geben. Nun hat Müntefering die Schichten abgeschafft.
Was gibt es dann?
Formierte Mittelstandsgesellschaft?
Große Koalition der Bevölkerungsgruppen?
"Alle in einem Boot"?
Individualisierung?
Nation von - fast bzw. mehr oder weniger - Gleichverdienenden?
Working people, leisure people und Leistungselite?
Bevölkerungsanteile mit unterschiedlich großen Problemen?
Mittelstand mit Unterstand und Oberstand?
Durchschnittslevel mit einigen Ausschlägen?
Vereinigung von Arbeitslosen, Arbeitenden und Gewinnenden?
Produktionsmittelbewerkler und Produktionsmittelbesitzer?

Freitag, Oktober 06, 2006

Vietnam: Wasserforschung: "Strategische Partnerschaft" Deutschland - Vietnam

Die Bundesregierung will durch die Intensivierung der Kooperation mit Vietnam "ihre Wasserprojekte noch stärker als bisher international gestalten" (BMBF-Pressemitteilung 166/2006 vom 28.9.2006). Zum einen: "Die weitere Internationalisierung der Wasserforschung sei auch Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Diese Strategie hat zum Ziel, den Forschungs- und Industriestandort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken" (a.a.O.). Zum anderen: "Zugleich wollen wir aber auch einen Beitrag dafür leisten, dass die internationale Gemeinschaft die Millenniumsentwicklungsziele erreicht" (Meyer-Krahmer, zit. n. BMBF-Pressemitteilung 166/2006).
Durchsetzung des eigenen Vorteils in der Art, dass der andere trotzdem auch ein bißchen was davon hat?
Also wieder einmal eine win-win-Situation?
Welcher der "strategischen Partner" wird da auf längere Sicht wieviel davon haben?

Sonntag, Oktober 01, 2006

Gesundheit - ein "Wachstumsmarkt"

Dann kann man sich auf einiges einstellen:
Höhere Preise;
unnötige Behandlungen;
Generierung neuer Krankheitsbilder;
Mehrfachmaßnahmen in der Diagnostik;
höhere Ausgaben für Marketing;
Abwerben von Kunden durch die Erweckung von Hoffnungen;
Rationalisierungen und ihre Auswirkungen auf die Patienten;
mehr private Anbieter;
Verstärkte Konkurrenz um die Gewinne.

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