Samstag, Juli 30, 2005

Selbstverständnis von Ärzten als Künstler/Virtuosen

"Diese Sichtweisen vom Arztberuf haben die heutigen,einander widersprechenden Einstellungen in der Frage beeinflusst, wer medizinische Entscheidungen zu treffen hat. Der Arzt? Der Patient? Beide? Für Ärzte, die sich als künstlerische Virtuosen des medizinischen Gefühls sehen, gehört der Patient nicht zum eingeweihten Kreis; Patienten sind Publikum, das applaudieren darf, am Entscheidungsprozess aber nicht beteiligt ist. Schließlich fragt ein Dirigent das Publikum ja auch nicht um Rat, wie Beethovens Symphonien zu spielen sind. In Übereinstimmung mit dem Bild des Künstler-Arztes trafen Ärzte praktisch alle Entscheidungen; die Patienten fühlten sich beruhigt und taten, was ihnen aufgetragen wurde. Mit dem Körper des Patienten wurde oft umgegangen, als sei er Eigentum des Arztes, der festlegte, ob er mit Medikamenten behandelt oder operiert werden sollte. Einige Künstler-Ärzte ließen ihre Patienten nicht einmal die eigene Krankengeschichte einsehen. Der medizinische Entscheidungsprozess befindet sich derzeit allerdings im Wandel: Die Patienten werden immer besser einbezogen (...) Die wunderbare Vision des Arztes als Künstler war unvereinbar mit einem informierten und mündigen Patienten."(Gigerenzer 2002, S.127 f.).

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Donnerstag, Juli 28, 2005

Konstitution von "Notwendigkeiten" in sozialen Verhältnissen: Übergang von Konditionalität zur Kausalität

Eine Strategie zur Konstitution von "Notwendigkeiten" bei gleichzeitiger Erhöhung der Dringlichkeitsstufe ist der Übergang von Konditionalität zur Kausalität. Das konditionale Notwendigkeitsargument in Form des "Wenn ich das erreichen will, muss ich das und das tun" verfügt über eine geringere Verbindlichkeit als das kausale in der Form "Weil das so ist, ist das und das notwendig". Die kausale Form eliminiert dabei weitgehend die Verfügbarkeit über die Situation. Normalerweise wird nicht gesagt "Wenn wir die Situation so und so interpretieren und wir die und die Zwecke verfolgen, dann ist es notwendig ...", es wird auch nicht einmal - unter Benutzung der schwächeren kausalen Formulierung - gesagt "Weil wir die Situation so und so interpretieren und weil wir die und die Zwecke verfolgen, ist es notwendig ...", sondern es wird gesagt "Weil die Situation so ist, ist es notwendig ...".

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Samstag, Juli 23, 2005

"Notwendigkeits" -Konstitution in sozialen Verhältnissen: Herausfallen der Zwecksetzungen

Zwecksetzungen, die von Subjekten in bestimmten Situationen - nicht von Situationen selbst - vorgenommen werden, fallen heraus; der Sachverhalt "Die Situation erfordert/macht notwendig ..." muss so formuliert werden: Bestimmte Personen haben die Situation so und so interpretiert; dann haben sie bestimmte, oft als selbstverständlich unterstellte, sich gleichsam "von selbst" ergebende Ziele formuliert; anschließend wurde die Erreichung dieser Ziele als notwendig bezeichnet und dadurch legitimiert - und jetzt gilt das alles in Kurzform als "Notwendigkeit", die sich aus der Situation ergibt.

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Freitag, Juli 22, 2005

Konstitution von "Notwendigkeiten" in sozialen Verhältnissen

"Notwendigkeiten" in sozialen Verhältnissen werden konstituiert; die Tatsache der Konstituierung verschwindet häufig im Gebrauch bzw. wird herausgelassen.Eine der dabei angewandten Verfahrensweisen ist die unzulässige Subjektivierung.
Notwendigkeitsbehauptungen in der Form wie "Die neuen Technologien erfordern ...", "Die Situation macht notwendig ..." enthalten eine unzulässige Subjektivierung; sie implizieren ein Subjekt, das es nicht gibt bzw. das keines ist. Aus der Situation sind keine Erfordernisse oder Notwendigkeiten abzuleiten, sondern nur aus Zwecksetzungen, die sich in bestimmter Weise auf die vorgefundene Situation beziehen wollen. In der vorliegenden Form "spricht" oder erfordert die Situation aber direkt.
Man kann einwenden, das sei nur Metaphorik, von der jeder wisse, dass es metaphorisch sei zu sagen, "die Situation" erfordere etwas. Aber gerade diese Metaphorik verleiht dem Argument Bedeutung. Aus dem Ernstnehmen des Verhältnisses als "Sachzwang" und dem Zurückdrängen und Verschwinden der Metaphorik bezieht das "Notwendigkeits"-Argument seine Durchschlagskraft.

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Donnerstag, Juli 14, 2005

Postal privatization in Japan

"For postal operations to be kept in good shape , we need a reform that can bring into being an efficient, well-governed organization (...) As far as privatizing the postal services goes, I am in favor if the plan is a good one, meaning that it will help turn them into a set of organizations that work efficiently and are well-governed. I oppose any privatization plan that is likely to do the opposite. Privatization is but a means to an end; it does not in itself have inherent value." (Ikeo Kazuhito: A Bad Plan for Postal Privatization. In: Japan Echo 2/2005, p. 29).

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Dienstag, Juli 12, 2005

Patients' organisations and pharmaceutical industry

"VHOs should recognise that pharmaceutical companies have to be profitable, and have their own particular marketing agenda, to which no VHO should ever feel obliged to conform. Funding should be rejected if the alternative is compromising the VHO's independence in any way." (Herxheimer in: BMJ 31 May 2003).
"Meanwhile regulatory agencies have to distinguish between independent and extensively funded patient groups, and they must realise that many groups have a tiny base and cannot be representative." (Herxheimer, loc. cit.)

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Freitag, Juli 08, 2005

Weitere Privatisierungsprozesse im Gesundheitswesen

Im Krankenhausbereich wird, auch im Zusammenhang mit der Umstellung auf DRGs, mit einem weiteren Privatisierungsprozess gerechnet. Betroffen sind u.a. weiterhin auch Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft. Angeblich gibt es auch Überlegungen zur Privatisierung von Unikliniken.

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